Bürger stören Betriebsabläufe
Ein Kommentar von Prof. Dr. Thomas Jäger
Überall in Kahl hört man derzeit dieselbe Klage. Am Mittwochnachmittag staut sich alles vor dem Bauhof, weil die Öffnungszeiten auf zwei Stunden verkürzt wurden. Und das gerade jetzt, wo im Wechsel von Sonnenschein und Regen im Garten alle Pflanzen besonders gut wachsen und die Container mit Grünabfall am Ende immer bis zum obersten Rand gefüllt sind.
Und wie reagiert die Verwaltung auf die Klage der Bürger? Sie erklärt, dass die Bürger, die dort bisher früher ihren Grünabfall hinbrachten, die betrieblichen Abläufe gestört haben. Und deshalb müssen sie jetzt erst einmal draußen bleiben. Nochmal zum mitschreiben: Um die Mitarbeiter der Gemeinde nicht zu stören dürfen Bürgerinnen und Bürger erst ab 17 Uhr dort anfahren.
Da kann man nur die Ironie einschalten: Wir sollten uns wirklich dafür entschuldigen, dass wir die Betriebsabläufe der Verwaltung gestört haben. Wer bisher dachte, die Verwaltung ist für die Bürger da, muss jetzt endlich einsehen, dass es andersherum ist – jedenfalls in Kahl. Und deshalb sollen die Beschränkungen auf dem Bauhof mittwochs auch bestehen bleiben, solange die Corona-Abstandsregeln gelten. Also noch ziemlich lange.
Wenn man im Rathaus denken würde, dass die Verwaltung für die Bürger da ist, dann hätte man vielleicht kreativere Lösungen gehabt als zu sagen: Pech gehabt. Ihr stört. Ist jetzt eben so. Wäre es nicht möglich, gerade in der Zeit, in der viel Grünabfall anfällt, auch mittwochs die Container bei der Victoria statt auf dem Bauhof aufzustellen. Da ist alles schon vom Platz entzerrt, Distanz kann gehalten werden und zeitlich lässt sich das auch gut gestalten.
Thomas Jäger, Aktiv für Kahl – Die Aktiven