„Wir warten auf die Baugenehmigung.“
Ein Kommentar von Horst Breunig
Das Thema »Kinderbetreuung« in Kahl – eine sehr langwierige und intransparente Angelegenheit
Seit Jahren beschäftigt sich der Kahler Gemeinderat vor allem in nichtöffentlichen Sitzungen mit der Kinderbetreuung in Kahl. Viel sinnvoll Geplantes ist nicht herausgekommen. Um den vierten Kindergarten wurden schildbürgerartige Entscheidungen getroffen. Und vor allem gibt es noch immer keine wirkliche Ganztagesbetreuung. Auch der jetzt anvisierte neue Naturkindergarten will um 16 Uhr enden. Schön, wenn Sie einen Job haben, den Sie um 15 Uhr verlassen können. Gerüchteweise soll das nicht jedem gelingen.
Anfang 2017 hatte man aufwändig die Eltern befragt, was die Gemeinde bei der Kinderbetreuung verbessern müsste. Immerhin ein Drittel wünschte sich eine wirkliche Ganztagesbetreuung. Bis zum heutigen Tag ist in den vergangenen drei Jahren erkennbar wenig passiert. Zur Erinnerung: Es gibt in Kahl drei Kindergärten: den „Kindergarten Wiesenweg“ im Wiesenweg, den „Kindergarten Sonnenschein“ in der Auestraße und den „Kindergarten Heide“ in der Freigerichter Straße. Den Neubau eines vierten Kindergartens, der aufgrund der demografischen Entwicklung dringend notwendig war, lehnte der Gemeinderat am 17. Juli 2018 noch ab. Man brauche keinen weiteren Kindergarten. Die drei Bestehenden reichten aus. Das ist anderthalb Jahre her und jetzt stehen wir kurz davor, sechs Kindergärten in der Gemeinde zu haben. Wie das ging?
Ja, plötzlich war alles anders. Im Main-Echo war am 18. Oktober 2018, also drei Monate nach der Entscheidung gegen einen vierten Kindergarten, zu lesen, dass der Kindergarten Sonnenschein in der Auestraße saniert und um zwei Gruppen erweitert werden soll. Auch der Kindergarten Heide solle einen Anbau erhalten, sogar für drei Gruppen. Noch tut man so, als solle ein Anbau am bestehenden Kindergarten Heide erfolgen. Kommen Sie in dem Tohuwabohu noch mit? Wie in anderen Fällen auch, war der Gemeinderat mit einer überlegten Entscheidung überfordert und änderte innerhalb einiger Monate seine Meinung. Aber es kommt noch besser.
Denn kaum war diese Entscheidung getroffen, konnte man im Main-Echo am 25. Januar 2019 lesen, dass der Architekt »einen eigenständigen Kindergarten« in der Heide plant! Was als Anbau geplant war, sollte jetzt ein fünfter Kindergarten werden.
Und der Bau- und Umweltausschuss begrüßte dies einstimmig! Sechs Monate nachdem der Gemeinderat einen vierten Kindergarten abgelehnt hat, ist er nun dafür, einen fünften zu bauen.
Im Oktober/November 2019 wurden parallel die Container des Ersatzkindergartens in der Richard-Wagner-Straße aufgestockt. Und die Stephanusgemeinschaft, die Trägerin aller Kahler Kindergärten, erklärte laut Main-Echo vom 13. Dezember 2019: »….Stephanusgemeinschaft hat den Pavillon-Kindergarten (Container-Kindergarten) in der Richard-Wagner-Straße nun zur »eigenständigen Einrichtung« erklärt. Ziel ist es, dass dort ab 2020 fünf Gruppen betreut werden können«.
Mit dieser Erklärung, der seitens der Gemeinde nicht widersprochen wurde, hatte man offiziell einen »vierten Kindergarten« im Ort. Und den fünften in Planung. Und alles 18 Monate, nachdem der Gemeinderat drei Kindergärten für völlig ausreichend erklärte.
Bürgermeister Jürgen Seitz teilte dann im Gemeinderat am 17. Dezember 2019 auf Nachfrage von Anja Hafermaas zu den Mietkosten für die Container in der Richard-Wagner-Straße lapidar mit, dass man lediglich die Kosten bis November kenne. Sie betrugen ca. 10.000 Euro/Monat. Was künftig anfalle, könne man gegenwärtig nicht sagen. Auf ihre Frage nach dem Stand „Kindergarten Heide“ erklärte er: Wir warten auf die Baugenehmigung. Hier entsteht also dann „Kindergarten Nr. 5“ in Kahl.
Inzwischen ist ja auch der sechste in Planung.
Wer kann angesichts dieser chaotischen Verhältnisse dem bisherigen Gemeinderat noch das Vertrauen aussprechen? Auch ist sicher, dass die allermeisten Kinder in absehbarer Zeit vor der Tür der Kaldaha-Grundschule stehen werden. Was passiert hier? Derzeit nichts. Und dann wird man überrascht, wie schnell die zweijährigen fünf geworden sind. Das konnte man aber wirklich nicht vorhersehen… Ironie aus, die Wahrheit ist: Außer schönen Reden geschah bislang nichts!
Es ist an der Zeit, dass ein Wechsel in der Kahler Ortspolitik stattfindet. Hierzu besteht am 15. März 2020 die Gelegenheit.
Horst Breunig, Aktiv für Kahl