OrtsentwicklungPolitik

Chance ergreifen und mitbestimmen

Ein Kommentar von Prof. Dr. Thomas Jäger

Thomas Jäger

Vielleicht sollte der Kahler Gemeinderat einmal mit dem Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky telefonieren. Denn in Hanau hat man inzwischen verstanden, dass die Stadt selbst Häuser kaufen muss, um das Stadtbild mitbestimmen zu können. Aktiv für Kahl fordert das für unsere Gemeinde schon länger. Allerdings ohne Erfolg.

Machen wir es an einem Beispiel konkret: Direkt gegenüber dem Rathaus steht das zweite Haus rechts auf der Hauptstraße schon seit Jahren leer. Mehr noch. Es verfällt. Man will gar nicht wissen, was sich darin gerade so alles bewegt. Die Besitzerin, die dort schon lange nicht mehr wohnte, verstarb. Aktiv für Kahl regte nach einer Zeit der Stille an, das Vorkaufsrecht für das Haus geltend zu machen.

Wir malten uns aus, was die Gemeinde daraus alles machen könnte. Sie könnte das Haus wiederherstellen und drei oder vier Wohnungen vermieten. Oder falls die Bausubstanz zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wäre, könnte sie einen grünen Park gestalten. Oder – eine besonders charmante Idee, weil dort der alte Lehrer Kempf wohnte – es könnte ein Heimatmuseum entstehen, denn der Heimat- und Geschichtsverein braucht mehr Platz und könnte hier sogar Studierplätze für Jung und Alt einrichten. Lebendige Geschichte.

Der Gemeinderat war dagegen. Was auch sonst. Hat er doch die letzten zehn Jahre niedriger und sogar negativer Zinsen nicht intensiv für Investitionen genutzt. „Nur keine Schulden machen“ ist das Mantra des Gemeinderats. Bei den letzten Haushaltsberatungen – mit einstimmigem Ergebnis – wurde das wieder vorgeführt. Nur keine Schulden aufnehmen klingt ja auch gut. Aber lassen Sie uns die Probe aufs Exempel machen.

Wenn die Gemeinde vor Jahren das Gelände gekauft hätte, auf dem Rewe und Gathof waren, dann wären heute sicher noch Tilgung und Zinsen zu zahlen. Nur wäre das Grundstück inzwischen doppelt soviel wert. Oder sogar mehr. Wäre das ein gutes oder schlechtes Geschäft für die Gemeinde gewesen? Überlegen Sie mal, was sie sagen. Der Gemeinderat sagte: Ein schlechtes Geschäft. Sonst hätte er ja die Initiative ergriffen. Und damit lag er falsch.

Wie er auch heute falsch liegt, wenn er keine aktive Politik der Ortsgestaltung betreibt. Über den Erwerb von Grundstücken könnte die Gemeinde mitbestimmen, wie sich Kahl aufstellt, welche Gewerbe sie ansiedeln will, wo sie Wohnungen zur Verfügung stellt oder wo Grünflächen entstehen sollen. Und das Geld, das dafür ausgegeben wird, ist ja nicht weg. Anders als bei den Kindergarten-Containern. Das ist wirklich einfach weg. Nein, der Wert bleibt in Form des Grundstücks und des Hauses ja erhalten. Und mutmaßlich wird er über die Zeit auch noch steigen.

Aber der Gemeinderat hat das in den letzten zehn Jahren niedriger Zinsen anders gesehen. Meinen Sie, er macht das in Zukunft besser? Sicher nicht. Deshalb braucht es frischen Wind im Gemeinderat. Aktiv für Kahl will eine aktive Ortgestaltung vorantreiben. Deshalb ist Aktiv für Kahl Gut für Kahl – und gut für unser Zusammenleben.

Thomas Jäger, Aktiv für Kahl